Wissenswertes über Zähne beschränkt sich nicht nur auf Versorgung, Pflege und die Funktionalität unseres Kauapparates. Nein, es dürfen auch mal ein paar Funfacts sein. Vielleicht schaffen diese aber auch einen Ansporn, die eigene Mundhygiene- und Zahnputzroutinen zu überdenken.
Zahnpflege in der Menschheitsgeschichte
Zumindest in Ägypten werden die Zähne nachweislich schon seit 3.500 Jahren gepflegt. Die Einwohner spülten Ihren Mund beim „Frühmahl“ dabei mit Natron und kauten Zweige des Arak-Baumes faserig – in der Funktion damit einer Zahnbürste ähnlich.
Die ersten zahnmedizinischen Eingriffe datieren bis ins Neolithikum zurück. Bereits 7.500 vor Christus wurde schon an entzündeten Zähnen gebohrt, wie archäologische Funde zeigen. Im 15. Jahrhundert wurde in China die Zahnbürste erfunden, damals ähnelte sie dabei eher einem Pinsel. In Europa hingegen sollte es noch gut 200 weitere Jahre dauern. Holz oder Metall mit eingearbeitetem Pferdehaar als Borsten – so sahen die ersten Zahnbürsten in unserer Region aus. Erst 1938 hielt die Nylonborste ihren Einzug in die Mundhygiene und bis die Bürsten wie unsere heutigen aussahen, dauerte es noch bis 1950. Davor führten extrem harte Bürsten auch gerne zu Zahnfleischverletzungen. Bis ins 18. Jahrhundert galt die Zahnpflege übrigens noch als „Weiberkram“ und war bei Männern nicht angesehen.
Mundhygiene – Zahnputzmuffel in Europa
Heutzutage gelten die Europäer im Vergleich zu den Südamerikanern als Zahnputzmuffel. Laut dem Dentalreport von 2019 putzen nur 16,3 Prozent der Europäer ihre Zähne mindestens drei Mal pro Tag. In Südamerika tun dies jedoch 55,8 Prozent. Unglaublich, aber in Deutschland gehört das Zähneputzen für rund fünf Prozent der Bürger nicht zur Morgenroutine.
Trotzdem hat sich bei uns die Zahngesundheit der Kinder drastisch verbessert: 81% der Zwölfjährigen besitzen ein kariesfreies Gebiss und schaffen damit die Grundlage für eine gute Zahngesundheit bis ins hohe Alter. Noch 1997 hatte jeder Vierte seine Zähne im Seniorenalter verloren, heute passiert dies nur noch jedem Achten.
Zahnimplantate haben dennoch Hochkonjunktur
Trotzdem haben Zahnimplantate in Deutschland Hochkonjunktur: Inzwischen werden in Deutschland jährlich circa eine Million künstliche Zähne samt Wurzeln gesetzt, was unter anderem dem Verschleiß unseres Kauapparates aufgrund der langen Lebenserwartung geschuldet ist. Und auch wenn heute mehr und mehr Menschen zunehmend auf Fleisch verzichten, galt im Schnitt bislang, dass ein Mensch im Leben um die 45 Schweine, 10.000 Hähnchen oder ein 4,5 Kilometer langes Brot zerkaut.
Zur Pflege gönnt er sich dabei übrigens im Schnitt etwa fünf Tuben Zahnpasta und drei Zahnbürsten pro Jahr. Gerade bei den Zahnbürsten ist das deutlich zu wenig, sind sie doch ein fortwährendes Feuchtbiotop, das die wenigsten auskochen oder während der Nutzungszeit einfach einmal mit in die Spülmaschine geben. Gerade Aphten und ähnliche Mundentzündungen lassen sich damit schon immens verbessern und aufhalten. Eine saubere Bürste hilft hier deutlich.
Knapp sieben Tuben Zahnpasta und vier Bürsten empfiehlt die Bundesärztekammer im Übrigen – unter dem Hinweis, dass die Reinigungsleistung der Bürsten pro Monat um ca. ein Drittel abnimmt. Eine Zahnbürste mit Ultraschall hat hier deutliche Vorzüge.
30 Prozent der Zahnoberfläche sind Zahnzwischenräume – diese sind, wie wir alle wissen, ein oft leidliches und unzugängliches Areal. Zahnseide oder Interdentalbürsten helfen, die Engstellen und Kontaktflächen zu säubern. Überraschend zeigt sich dabei folgendes Ergebnis einer Studie: Wer täglich mit Zahnseide seine Zahnzwischenräume reinigt, ist weniger vergesslich. Weniger überraschend, dass die Studie aus England kommt. Aber wenn britische Forscher einen Rückgang kognitiver Fähigkeiten im Zusammenhang mit Zahnfleischentzündungen nachweisen konnten, nehmen wir das doch als Ansporn zur besseren Pflege. Nur ein Viertel der Deutschen verwendet derzeit täglich Zahnseide was zu einem Durchschnittsverbrauch von zehn Metern pro Einwohner im Jahr führt. Würden alle sie täglich nutzen, wären es 180 Meter pro Kopf.
Der weibliche Zyklus und dentale Plaque
Auch der weibliche Zyklus wirkt sich auf die Immunabwehr gegen die dentale Plaque aus. Ist der Östrogen- und Progesteronspiegel erhöht, so erhöht sich auch die Neigung zum Zahnfleischbluten während der Menstruation. Sinkt der Spiegel des Hormonhaushalts wieder, so verschwindet auch die sogenannte Menstruationsgingivitis wieder.
Speichel: antibakteriell und wundheilend
Dass wir reflexartig Schnittverletzungen (beispielsweise am Daumen) an und in den Mund führen, ist evolutionär bedingt. Wie bei Tieren, die ebenfalls Ihre Wunden lecken, befinden sich auch im menschlichen Speichel antibakterielle Stoffe, welche Keime abtöten. Zudem führt das enthaltene Histamin zu einer schnelleren Wundheilung.
In der Schulzeit waren „Schleimer“ nicht gut angesehen, genau betrachtet sind wir das aber alle – und zwar im großen Stil: Im Leben produziert ein Mensch etwa 25.000 Liter Speichel.
Der beliebteste Arzt in Deutschland ist übrigens der Zahnarzt. Die Deutschen schenken ihm das meiste Vertrauen.