Die Leber übernimmt essenzielle Funktionen im menschlichen Körper. Welche außergewöhnlichen Eigenschaften das Stoffwechselorgan besitzt und wie man es schützen sollte.
Egal ob Speicherung von Fetten und Vitaminen, Blutgerinnung oder Abbau schädlicher Substanzen – die Leber als körpereigenes Chemielabor übernimmt im menschlichen Körper wichtige Funktionen. Gerade anhaltender und hoher Alkoholkonsum können dem Organ dabei große Schäden zuziehen. Abgesehen von ihren berauschenden „Feinden“ gibt es aber noch weitere Fakten, die man über das wichtigste Stoffwechselorgan des Menschen kennen sollte.
1. Schmerzunempfindlichkeit der Leber
Alkohol oder auch ungesunde Fette können der Leber massiv schaden – mit fatalen Folgen: Da das Organ aufgrund seiner fehlenden Nervenzellen schmerzunempfindlich ist, verlaufen Erkrankungen meist unbemerkt und werden oft nicht rechtzeitig erkannt. Erste Symptome einer Lebererkrankung können aber Müdigkeit oder ein Druckgefühl im rechten Oberbauch sein. Auch das Blutbild kann Hinweise auf einen Leberschaden geben. Um sicher zu gehen, kommt meist aber noch eine Ultraschalluntersuchung oder eine Gewebeprobe hinzu.
2. Regenerationswunder
Die Leber ist im Gegensatz zu vielen anderen Geweben des menschlichen Körpers das einzige Organ, das sich immer wieder vollständig, also zu 100 Prozent, regenerieren kann –selbst wenn ein massiver Zelluntergang von bis zu 90 Prozent vorlag. Bei übermäßigem Alkoholkonsum ist zur vollständigen Regeneration jedoch eine mehrwöchige Abstinenz ratsam. Um sich komplett regenerieren zu können, muss allerdings die Gewebearchitektur noch erhalten sein. Bei einer irreversiblen Schädigung etwa infolge einer Lebererkrankung kann die Leber bei ihrer Regeneration den Untergang der Leberzellen nicht ausgleichen und das Gewebe wird durch fibrotisches Narbengewebe ersetzt. Sobald der Prozess der Vernarbung in Gang gesetzt wurde, kann sich die Leber nicht mehr vollständig regenerieren.
3. Stoffwechselgigant
Sie ist das größte Stoffwechselorgan des menschlichen Organismus und mit einem Gewicht von 1,5 bis zwei Kilogramm zugleich das schwerste. Täglich werden rund 2.000 Liter Blut durch die Leber gepumpt, die wiederum von Giftstoffen gereinigt werden. Pro Minute laufen dabei rund 1,5 Liter durch diese. Das Besondere dabei: Das Ogan besitzt eine doppelte Blutversorgung, das heißt, die Leberarterie versorgt nicht nur das Organ selbst mit sauerstoffreichem Blut, sondern liefert auch Blut aus dem Darm zum Stoffwechselorgan. In diesem sogenannten Pfortader-Blut befinden sich dann gesunde, aber auch ungesunde Bestandteile der Nahrung, die wiederum in der Leber verarbeitet werden. Rund 300 Milliarden Leberzellen sorgen dabei dafür, dass sowohl die guten als auch die schlechten Stoffe ab-, um- und aufgebaut werden. Die giftigen Stoffe etwa werden über die Leber ausgeschieden, Fette, Kohlenhydrate oder Eiweiße hingegen werden für den Körper nützlich verstoffwechselt. Hinzu kommt ihre Speicherfunktion: Neben überschüssiger Glukose bunkert der Stoffwechselgigant auch wichtige Vitamine und Spurenelemente wie Mangan, Kupfer oder Eisen.
4. Fettleber
Eine Fettleber entsteht, wenn Leberzellen zu viel Fett einlagern. Die bekannteste Form ist die alkoholische Fettleber. Doch nicht immer steckt übermäßiger Alkoholkonsum dahinter, denn auch Übergewicht, Diabetes oder Medikamente können Grund für eine Fettleber sein. Zunächst meist symptomfrei verlaufend kann eine Fettleber zu einer Leberentzündung und dann zu einer Leberzirrhose führen, bei der das Organ vernarbt. Um eine Fettleber natürlich zu behandeln, reicht der Verzicht auf Alkohol allein nicht aus, ebenso müssen Zucker und ungesunde Fette reduziert und durch ein Plus an Bewegung und Wasser ersetzt werden. Die gute Nachricht: Beginnt man rechtzeitig mit der Therapie, kann sich das Organ wieder erholen.
5. Prometheus
Prometheus ist ein Verfahren, das bei akutem Leberversagen zum Einsatz kommt. Im Gegensatz zu Organen wie der Niere oder dem Herzen kann deren Funktion nämlich nicht langfristig von Maschinen übernommen werden. Die sogenannte Albumindialyse kann aber wenigstens die Entgiftungsfunktion ersetzen. Analog zu diesem Verfahren steht auch die Geschichte rund um den griechischen Gott Prometheus für die vermeintliche Unverwüstlichkeit der stets nachwachsenden Leber. Als Zeus wütend auf Prometheus wurde, weil er den Menschen trotz seines Verbotes das Feuer gebracht hatte, hat er Prometheus an ein Gebirge gekettet. Ohne Schlaf und Nahrung sollte Prometheus täglich für seine Tat büßen. Hinzu kam ein Adler, der jeden Tag an seiner Leber nagte, die sich jedoch immer wieder erneuerte und so das Leid des unsterblichen Prometheus nur noch mehr potenzierte. Ob bereits in der Antike, wo die Leber noch als Sitz der Seele galt, bekannt war, dass sie sich regeneriert, ist ungewiss. Überliefert aus der Mythologie ist lediglich, dass Herakles Prometheus rettete, indem er den Adler getötet und Prometheus aus seinen mittlerweile Jahrtausende alten Ketten befreit hat.