Fast jeder kennt und hat sie: Rückenschmerzen. Egal ob oben als Nackenschmerzen oder entlang der Wirbelsäule in den Brustbereich bis hinunter zur Lende, wo unser Rücken endet und die Beine am Becken beginnen. Die Ursachen sind vielfältig – von der Verspannung über Verschleiß bis hin zu Schädigungen durch Unfall oder Überlastungen.
Chronische oder akute Rückenschmerzen?
Grundsätzlich wird zwischen „chronischen“ und „akuten“ Rückenschmerzen unterschieden. Akute Schmerzen sind eben im Vergleich relativ kurzweilig und in der Definition unter zwölf Wochen anzusiedeln, chronische hingegen sind dauerhaft vorhanden.
Ursachen für Rückenschmerzen
Unser Bewegungsapparat ist ein absolutes Wunder und darauf ausgelegt, alle Hindernisse der Umwelt im Gelände meistern zu können. Hinzu kommt ein unglaublich breites Sortiment an verschiedenen Möglichkeiten, nötige Bewegungen auszuführen – unsere Gliedmaßen verhelfen uns dabei zu einem enormen Vorteil gegenüber anderen Organismen. Die einfache Überlegung, was unser Körper im Vergleich zu dem einer Schlange kann, zeigt dies sehr plakativ auf.
Aber wir erleben gerade in der heutigen Zeit auch die Kehrseite der Medaille. „Jäger und Sammler“ ist sicher jedem noch ein Begriff aus dem Fach Biologie in der Schulzeit. Mit „Jagen“ war damit nicht das Schnäppchen im Onlineshop und auch nicht das Sammeln von Aktien im Onlinedepot gemeint, sondern Laufen, Bücken, Ducken, Anschleichen, Schwimmen, Klettern usw.
Einfach zu sehen: Bewegungen – und das nicht zu knapp – mit meist dem eigenen Körpergewicht. Weder war damit ganztägiges Zementsack-Schleppen, nach vorne übergebeugtes Bohren in Patientenzähne oder stundenlanges Besetzen von Bürostühlen samt meist damit einhergehendem Starren in den vor einem ruhenden Monitor angedacht. Nur weil es geht, heißt es nicht, dass es gut für uns ist.
Und so brauchen wir uns nicht wundern, dass Muskeln abbauen, sich verkürzen, die umgebenden Faszien verhärten, Gelenke und Knorpel mangels Kompression (unter anderem Schwammprinzip) unter Nährstoffunterversorgung leiden und sich zurückbilden. Wir haben uns das selbst eingebrockt und müssen nun mit den daraus resultierenden Rückenschmerzen leben.
Muskelaufbau mit Bedacht
Mal für die gute Figur ein paar „Muckis aufbauen“? Nein. Denn genauso wenig hilfreich ist es dann, bei einem bereits geschwächten System einzelne Muskelgruppen der Optik halber „aufzupumpen“, ohne zu verstehen, welche Gegenspieler ebenfalls gestärkt werden müssten. Es verschlimmert oft alles noch weiter. Unser Knie ist hierfür ein gutes Beispiel: Sein Gleit- und Rollmechanismus funktioniert nur dann perfekt, wenn alle umschließenden Muskeln in Balance sind und nicht ein zu sehr verstärkter Muskel einseitig Druck ausübt – denn dann verschleißt es schneller, was man später – nach vielen Jahren – umso teurer bezahlt.
Rückenschmerzen lokalisieren
Durch unseren Körper laufen viele Nervengeflechte. Verspannen beispielsweise tiefliegende Teile der Rückenmuskulatur im Beckenbereich, wie unter anderem der Piriformismuskel, dann drücken sie bisweilen auf die durchs Becken laufende Nerven und lösen stark brennende Schmerzen in der Leiste bis hin zum Genitalbereich aus – also an ganz anderer Stelle. Oder es plagt jemand der umgangssprachlich bezeichnete „Ischias“, wenn man das untere Kreuz kaum mehr aufrichten kann und sogar Zehen dabei taub werden. Ob dabei Blockaden der Wirbel, lediglich Verspannungen der Muskulatur oder auch schon ein Bandscheibenvorfall vorliegen, muss ein Fachmann klären – und zwar bevor es eskaliert.
Was sich nach ein paar Tagen bei moderater Bewegung nicht von selbst auflöst, sollte untersucht werden. Oft sind die Schmerzen ein von unserem System erzeugter Schutzmechanismus, um an einer Problemstelle Ruhe einkehren zu lassen – und beugen damit eigentlich einem dann folgenden ECHTEN Schaden erst vor. Aus diesem Grund ist eine Schmerzreaktion biologisch gesehen auch durchaus sinnvoll. Trotzdem sagen die Schmerzen: „Ändere etwas!“
Dehnen gegen Verspannungen
Rückenschmerzen rühren sehr oft von Verspannungen her. Sicher haben Sie beim Partner oder sich selbst schon richtige Knoten im Muskel ertasten können. Besonders bei langer Schreibtischarbeit entstehen Verspannungen gerne im Nacken- und Schulterbereich. Wir haben unsere Arme am Schreibtisch – jeden Tag. Die Schultern zeigen nach vorne und die Brustmuskeln verkürzen sich dabei immer mehr. Die Gegenspieler am Rücken versuchen dies auszugleichen und werden somit fortwährend be- und überlastet – es entstehen Verspannungen. Eine zusätzliche zusammengesackte Sitzhaltung, die unsere S-förmige Wirbelsäule weiter komprimiert, führt zur Verkürzung weiterer Muskelgruppen, wodurch sich andere beim Ausgleich verspannen. Wer hier gegensteuern will, muss sich dehnen. Bewusst und gezielt, mit möglichst vielen verschiedenen Übungen und möglichst oft – sprich: JEDEN Tag, und das eigentlich mehrfach.
Ausreichend Bewegung
Dazu möglichst viel Bewegung: Nein, ein Spaziergang reicht hier leider nicht aus: Bei diesem pendeln die Beine im Grunde nur ein paar Grad hin und her und belasten beispielsweise den Knorpel im Knie nur am unteren Bereich, während die gesamte restliche Fläche aber ebenfalls immer wieder Belastung benötigt. Auch finden am Beispiel des Spazierengehens weder Dehnung noch Muskeltraining statt. Es darf also etwas mehr sein (Steigungen einbauen ist ein Anfang)! Das gilt erst recht im Alter – aber eben in angemessenem Maß und nie von 0 auf 100, sondern durchdacht und je älter man ist, desto langsamer muss man sich steigern.
Muskelaufbau und -erhalt
Am besten ist es also, alle Gruppen anzusprechen und auch „anzupowern“. Wer dabei das eigene Gewicht nimmt, macht meist nichts falsch, denn dafür sind wir gebaut. Gehen, Laufen, Radfahren, Schwimmen und dazu Übungen wie beim Turnen, etwas Yoga zum Dehnen und etwas Skigymnastik. Wechseln Sie ab! Im Internet gibt es unglaublich viele und kostenlose Videos bei den bekannten Plattformen – nur nicht übertreiben. Wer dafür mehr investieren mag, geht am besten zur Krankengymnastik und macht dort unter Kontrolle Übungen, die er sich merkt und in den Alltag integriert. Krankengymnastik ist hier also das falsche Wort: Gesundheitsgymnastik müsste es heißen. Wer rastet, der rostet – das stimmt!