Hollywood-Schauspieler Bruce Willis musste seine Karriere aufgrund seiner Aphasie-Diagnose überraschend beenden. Seitdem ist die Krankheit omnipräsent in der Öffentlichkeit. Doch wie entsteht diese Krankheit, welche Symptome treten dabei auf und wie kann sie behandelt werden?
Was ist Aphasie und wodurch entsteht sie?
Die Erkrankung Aphasie betrifft das Sprachzentrum des Gehirns und führt in der Folge unter anderem zu Sprachstörungen. Aus dem Griechischen übersetzt bedeutet der Name so viel wie „keine Sprache“. Die Sprachstörung ist in diesem Falle jedoch nicht angeboren, sondern wird aufgrund von Kopfverletzungen oder Krankheiten ausgelöst, die Schäden im Gehirn zur Folge haben.
Die häufigsten Ursachen
- Schlaganfälle (Apoplexie)
- Hirnblutungen (Aneurysmen, Angiome)
- Schädel-Hirn-Traumata (beispielsweise Gehirnerschütterungen oder andere Verletzungen des Schädels)
- Hirntumore
- Entzündungen des Gehirns (Enzephalitis, Meningitis)
- Vergiftungen
Symptome: Wie macht sich Aphasie bemerkbar?
Die Erkrankung wirkt sich sowohl auf die Fähigkeiten des Sprechens, Schreibens und Lesens als auch auf das allgemeine Sprachverständnis aus. Die Sprachstörung äußert sich laut der Beschreibung von Betroffenen so, dass sie das Gefühl hätten, ihnen lägen die Worte auf der Zunge, sie bekämen sie aber „nicht aus dem Mund heraus“. So haben sie zum einen Schwierigkeiten, sich richtig auszudrücken. Zum anderen ist bei diesen Menschen auch oft die Fähigkeit eingeschränkt, Sprache zu verstehen. Da die Einschränkungen alle mit dem Sprachzentrum zusammenhängen, sind Betroffene abgesehen von der Sprache geistig nicht eingeschränkt.
Vier Hauptformen der Aphasie
Es sind vier Hauptformen der Aphasie bekannt, die zum Teil mit unterschiedlichen Beeinträchtigungen einhergehen und sich auch in der Schwere ihrer Symptome unterscheiden.
- Broca-Aphasie (Schädigung des Broca-Areals)
- Wernicke-Aphasie (Schädigung des Wernicke-Areals)
- Amnestische Aphasie
- Globale Aphasie
Broca-Aphasie (Schädigung des Broca-Areals)
Bei der Broca-Aphasie ist hauptsächlich die Sprachbildung gestört und das geschädigte Areal befindet sich im Stirnlappen. Menschen, die von dieser Form betroffen sind, haben insbesondere beim Sprechen aktiver Sätze Probleme, da sie Laute verwechseln oder ins Stocken geraten. Oft sprechen sie auch sehr langsam oder machen Pausen zwischen den Wörtern. So wirkt ihre Sprache mitunter abgehackt oder Sätze bleiben unvollständig. Als wichtigstes Symptom gilt der Agrammatismus – Betroffenen fällt also das Bilden von grammatikalisch richtigen Sätzen schwer. Oft folgt die Satzordnung auch keinen Regeln. Lesen und schreiben können die meisten Betroffenen – wobei auch in diesen Bereichen Schwächen auftreten können.
Wernicke-Aphasie
Im Falle einer Wernicke-Aphasie befindet sich das geschädigte Areal im oberen Schläfenlappen des Gehirns. Da dieses für das Sprachverständnis zuständig ist, haben Betroffene oft Probleme mit dem Sprachverständnis. Sie verstehen andere nicht nur schlecht, sondern können sich selbst meist nur schwer mitteilen. Dabei bilden sie zum Teil lange und verschachtelte Sätze, verwechseln aber auch Worte und Laute, ohne das selbst zu bemerken. Durch die unverständlichen Sätze wird die Erkrankung oft fälschlicherweise mit einer Denkstörung verwechselt.
Amnetische Aphasie
Im Falle der Amnetischen Aphasie handelt es sich um eine Schädigung der unteren Schläfenlappen am Übergang zum Scheitellappen des Gehirns. Bei dieser Form können Betroffene gesprochene Sprache zwar gut verstehen und sich grundsätzlich auch verständlich ausdrücken, leiden aber zum Teil unter Wortfindungsstörungen. Ihnen fehlen oft die richtigen Worte, um etwas zu beschreiben, weshalb sie die gesuchten Wörter mit Füllwörtern wie „das da“ oder „das Ding, das…“ umschreiben. Auch beim Schreiben können die Wortfindungsstörungen auftreten.
Globale Aphasie
Die schwerste Form stellt die Globale Aphasie dar. Bei ihr sind zumeist Teile des Stirn-, Schläfen- und Scheitellappens geschädigt, was eine Kommunikation fast unmöglich macht. Doch nicht nur das Sprechen, sondern auch das Lesen sowie das Schreiben sind dabei stark beeinträchtigt. Menschen mit Globaler Aphasie wiederholen oft Ausdrücke, die nicht zur Vermittlung einer konkreten Aussage beitragen, wie etwa „jajaja“. Manche sind darüber hinaus im Allgemeinen kaum zu sprachlichen Äußerungen fähig und können gesprochene Sprache auch kaum verstehen. Sowohl die Bedeutung von Wörtern als auch der Satzbau sind davon betroffen.
Therapie-Möglichkeiten bei Aphasie
Wichtig ist, dass Betroffene sich so früh wie möglich einer sprachtherapeutischen Behandlung unterziehen. Doch auch wenn die Krankheit erst zu einem späteren Zeitpunkt diagnostiziert wird, kann eine Behandlung noch Erfolge erzielen. Im Rahmen einer Therapie sollen die erkrankten Hirnareale reaktiviert und gleichzeitig andere Bereiche des Gehirns angeregt werden, sodass diese die Aufgaben der beschädigten Areale übernehmen. Das laufende Sprech-Training ist dabei essenziell für den Therapieerfolg, weshalb sich Betroffene – trotz häufig auftretender Scham oder der Angst davor, nicht verstanden zu werden – beim Sprechen nicht zurückhalten sollten. Besonders Angehörige können dabei helfen, erkrankte Personen zu motivieren und zu ermutigen. Dabei sollten sie es grundsätzlich vermeiden, deren Sätze zu vervollständigen.